Sommer-Rudertour auf dem Neckar

„Deutschland ist im Sommer der Gipfel der Schönheit, aber niemand hat das höchste Ausmaß dieser sanften und friedvollen Schönheit begriffen, wirklich wahrgenommen und genossen, der nicht auf dem Neckar hinab gefahren ist.“ So urteilt einer, der es wissen muss. Denn Mark Twain, der zwischen den Abenteuern von Tom Sawyer und Huckleberry Finn um 1880 diese hörbar begeisterten Zeilen über den Neckar schrieb, war über viele Jahre Flößer auf dem Mississippi gewesen, bevor er sich als Schriftsteller versuchte.

Unser schöner Neckar, unser Hausgewässer. Doch wo fängt er an?

Der Neckar entspringt auf der Baar bei Villingen-Schwenningen und wird ab Plochingen abwärts mittels Stauhaltungen zum Großschifffahrtsweg bzw. Bundeswasserstraße. Den insgesamt 362 km langen Neckar, nach Länge wie auch nach Wasserführung der zwölftgrößte Fluss Deutschlands, sind wir bereits von Neckarrems flussabwärts bis Heidelberg gefahren.

Doch das erste Stück wird nur selten befahren. Aus gutem Grund…

Am Ruderverein Esslingen begann am Samstag den 14.07.2018 unsere Wanderfahrt mit 26 Flusskilometer und sieben Schleusen.

Abgeriggert und verladen wurden die zwei Doppelzweier und ein Doppelvierer bereits unter der Woche. Pünktlich 8:00 Uhr trafen sich die 11 Ruderer und drei Kraftfahrer am Schifferclub in Neckarrems, um ihre Wanderrudertour zu starten.

Am Esslinger Ruderverein angekommen, begann das, was man eigentlich nur aus Dokumentarfilmen über den Ameisenstaat kennt: Der eine trägt einen Schraubenschlüssel, die andere ein Skull, einer beginnt mit der Montage eines Auslegers, wieder woanders wird Gepäck aus dem Auto entladen und zum Steg gebracht. Die wunderbare Ordnung hinter den Dingen erschließt sich dem Außenstehenden erst, wenn die Boote zu Wasser sind. Und dann kommen schon Steuerruder, Schleusenplan und Stechpaddel angetrabt und … der erste Schock. Eine Ameise hatte, aufgrund einer kurzfristigen Änderung der Bootsauswahl vergessen, das richtige Steuer einzupacken. Schleusen ohne Steuer? Geht alles, dafür haben wir Stefan, unseren „Ameisenkönig“ mit seiner 40-jährigen Rudererfahrung.

Alle Mann ins Boot, abstoßen, 10 Schläge und schon waren wir an der ersten Staustufe in Oberesslingen. Schleusen nach Plan, anrufen bei Schleusenwart, grüne Amel abwarten, geordnetes einfahren, Festhalten an der Schleusenleiter mit dem Steuerhaken, dann Winkzeichen an den Schleusenwart und schon ging es 5,91 m in die Tiefe. Super, nun aber endlich rudern! Doch nicht. Schleuse Esslingen war schon in Sichtweite. Und schon wieder ... schleusen!

Die Stuttgarter Schleusen werden mittlerweile alle von einem Schleusenwart von der Obertürkheimer Schleuse per Fernsteuerung bedient. Beim Ausfahren aus der Schleuse wurde dem Schleusenwart dann auch traditionell, mit einem „dreifach schallenden, Hipp, Hipp, Hurra“ gedankt. Ab jetzt saß er nahezu mit in unseren Booten. Stefans Anrufe zum Schleusen waren bei ihm schon eingetaktet. So waren wir, viel früher als erwartet, am starken Verkehrslärm der B 10 und dem Stuttgarter Hafen, der in „Sonntagsstimmung“ auf uns wirkte, vorbei. Mittagspause an der Stuttgarter Rudergesellschaft. Pech gehabt. Der Steg war mit zwei Barken belegt, Sommerfest mit einer Jedermanns-Barkenregatta. Glücklicherweise hatten wir eine Insiderin an Bord, die ihre Mittagspause gern an einer kleinen Anlegermöglichkeit am Neckarufer verbringt. Super. Hier konnte endlich Claudias Hefezopf in Angriff genommen werden. Nein, nicht der, der schon einmal bis Heidelberg fuhr. Ein ganz frischer, aus Tradition und mit Liebe gebackener Hefezopf.

Schnell vorbei ging es an der Großbaustelle Brücke-Wilhelma. Endlich wieder dort, wo der Neckar anfängt, schön zu werden. Ab hier gibt es am Ufer keine Stadt, Industrie und Straßenlärm, sondern viel Grün. Holger, der des Morgens noch Kraftfahrer war, wurde mittlerweile zum Radfahrer, Fotografen und „Eisversorger“ in Hofen. Die Heimat naht.

Glücklich angekommen im schönen Neckarrems, wussten wir alle, warum wir unser Heimatrevier so mögen und wenn, lieber Flussabwärts fahren. Anlegen, Boote aufräumen und duschen, denn der gemeinsame Grillabend mit der verdienten „kühlen Blonden“ wartete schon. Die reichhaltige Salatbar war eröffnet. Dietmar stand am Grill und versorgte uns wohlwollend mit Leckereien.

Ein gelungener Tagesausflug der mit einem netten Grillabend endete.

 

Im „Flotten Dreier“ ruderten: Mechthild, Steffi, Klaus

Im „Zornikel“ arbeiteten: Stefan, Marius, Len

Im „Eisvolgel“ saßen: Ulrich, Christian, Claudia, Beate, Steffi

Bericht: Steffi Munke

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